„Uns Sproch – Uns Heimat – Uns Ihrefeld“
Köln feiert Karneval. Köln steht Kopf. Und am Veilchendienstag zieht einer der buntesten Züge durch unser Veedel. Die fünfte Jahreszeit zwischen Brauchtum und integrativer Verantwortung.
Das Ehrenfelder Motto leitet sich ab vom Kölner Sessionsmotto „Uns Sproch es Heimat“. Es stellt 2019 die Sprache als wichtigen Teil der kölschen Lebensart in den Mittelpunkt. Denn diese „Sproch“ sei identitätsstiftend und steigere das Gemeinschaftsgefühl, weil sie jeden mit seiner kölschen Heimat verbindet, auch wenn man nicht hier geboren ist, erläutert Jochem Falkenhorst den Dreiklang „Uns Sproch – uns Heimat – uns Ihrefeld“.

Falkenhorst ist Vorstandsmitglied beim Festausschuss Ehrenfelder Karneval e.V., kurz FEK, und dessen Schatzmeister. Der FEK richtet den Veedelszoch seit über 60 Jahren aus. Stolz ist man in dem Verein, dass man 1953 den Straßenkarneval im Veedel wieder aufleben ließ. „Es war der erste Umzug am Veilchendienstag, der den Impuls fur weitere Umzüge am Tag nach Rosenmontag gegeben hat“, erzählt Falkenhorst. Damals zogen rund 4.000 Kinder durch die Gassen. Bis heute ist der Ehrenfelder Umzug einer der größten Stadtteilzüge Deutschlands. Zusammen mit Freunden und Mitgliedern seines Vereins steht Falkenhorst auf einem der Festwagen, die den Ehrenfelder Zug im März anführen. Das bunte Treiben und die ausgelassene Stimmung am Straßenrand zu beobachten, fasziniert den Jecken jedes Jahr aufs Neue.
Als letzte Truppe im Zug marschieren die rund 300 Mitglieder der Bürgergarde „blau-gold“ mit und „geben nochmal alles fur Ehrenfeld“, verspricht Andreas Alper, Mitglied im Erweiterten Vorstand des Traditionskorps von 1904. Der Weg über die Landmannstraße zur Venloer bis hin zur Vogelsanger Straße ist für ihn der krönende Abschluss im Straßenkarneval: „Hier spürt jeder, dass Kölsch nicht nur ein Getränk ist, sondern ein Lebensgefühl.“
Ein Stückchen Heimat im sprichwörtlichen Sinne steckt auch im Karnevalsorden des FEK. In der stark limitierten Auflage ist ein original Bruchstück aus der Mauer des längst abgetragenen Geländes um das legendäre Underground an der Vogelsanger Straße eingefasst. Dieses Relikt, und dessen charakteristische Fassade, erinnern im diesjährigen Orden an den beliebten Treffpunkt im Veedel.
Kein Jeck Ist Illegal
Eine immer noch aktive Kultstätte liegt unmittelbar an der Strecke des Veedelszochs: das Qlosterstüffje an der Venloer Straße, Höhe Piusstraße. In der urigen Kneipe mit ihren robusten Brauhaustischen und Holzstühlen kultivieren Gäste und Betreiber das Nebeneinander von kölschen Urgesteinen und alternativem Szenepublikum – bei ein paar Kölsch, herzhaftem Essen und guten Unterhaltungen. Am Veilchendienstag ist die Kneipe selbstverständlich den ganzen Tag geöffnet.

Mittendrin: Sabine Baumgart, die das Qlosterstüffje seit zehn Jahren mit ihrem Team betreibt. Und genauso lange feiern sie den Karneval gemeinsam mit dem Netzwerk Kein Mensch ist illegal, das sich gegen Abschiebung und Ausgrenzung und für Bleiberechte von Geflüchteten engagiert.
Rund vier Wochen vor dem Umzug in Ehrenfeld veranstaltet Baumgart einen Karnevals- flohmarkt im Qlosterstüffje. Dann kann jeder seinen Kram vergangener Sessionen loswerden, heißt es im Aufruf zu der Aktion. Teilnehmer brauchen keine Standgebühren zu zahlen, dürfen sich aber gerne mit einer Spende beteiligen. Die Einnahmen aus dem Verkauf gehen zugunsten der Organisation Kein Mensch ist illegal. Ein Teil der Sachspenden kommt darüber hinaus in eine Verkleidungskiste.
Auf diese Weise möchte Baumgart Geflüchteten die Möglichkeit geben, kostümiert an den jecken Tagen mitzufeiern und das kölsche Lebensgefühl zu teilen. Denn auch das Kostum gehört zu „uns Sproch und uns Heimat“!