Regional

Mit dem guten Geschmack ist es ganz einfach!

Von der Sehnsucht nach Natürlichkeit und unverfälschtem Essen.

Früher war es ganz leicht: Irgendeine Nachbarin oder Tante hatte einen Gemüsegarten. Da gab es immer frisch geerntete Bohnen oder Kartoffeln, herrlich duftende Kräuter, tiefrote Tomaten und frisch gezupfte Möhren. Gesunde und schmackhafte Ernährung leicht gemacht, weil es einfach völlig normal war.

Heute hat man es scheinbar nicht immer so leicht, aus dem unüberschaubaren Angebot das Richtige auszuwählen. Doch eines zeichnet sich immer mehr ab: der Trend zu lokalen und saisonbezogenen Lebensmitteln und zum Selbstversorger.

Die Globalisierung überrollt uns mit standardisierten Lebensmitteln. Alles ist zu jeder Zeit verfügbar: Bis zum späten Abend sind die Supermarkt-Regale mit Brot gefüllt, die Äpfel kommen aus China und das Rindfleisch aus Argentinien. Und Erdbeeren im Winter? Genau, heute kein Problem. Alles sieht perfekt aus und... alles schmeckt irgendwie gleich. Als Konsequenz wünschen sich mittlerweile immer mehr Menschen Geschmackserlebnisse frei von Zusatzstoffen und künstlichen Aromen. Dabei achten sie auch auf biologisch angebaute und fair gehandelte Produkte und wollen wissen, unter welchen Bedingungen die Milchkuh lebt oder wo der Fisch herkommt, anstatt ihn als entpersonalisiertes Fischstäbchen zu kaufen. Und am liebsten möchten sie die Äpfel selbst vom Baum holen und die Tomaten eigenständig ernten, während ihnen eine frische Brise um die Nase weht und eben nicht die Hektik im Supermarkt. Selbst angebautes Obst und Gemüse ist der Schlüssel: Um ihre eigene Ernte einzufahren, pilgern viele Städter – nicht nur als Ausgleich zum Großstadtleben – an die Stadtränder in ihre Parzellen oder beteiligen sich an den Urban Gardening-Projekten. Wer früher noch als spleeniger Großstadt-Öko belächelt wurde, gilt heute als Bürger mit zukunftsweisendem Urbanitätsverständnis, der die Trennung von Stadt und Land hinterfragt und die industrialisierte Nahrungsmittelproduktion zur Diskussion stellt. Und: Natürlich schmeckt das alles nicht nur anders als die unreif geerntete Flugware, sondern bringt den Genuss und das Wissen, was man da eigentlich isst, wieder zurück auf den Teller.
Aber nicht jeder, der sich gesund ernähren möchte, hat Lust, Zeit und Geschick zum Gärtnern, Brotbacken oder Einkochen von Marmelade. Und dass sich hier schon längst keine elitäre Gruppe mehr versteckt, haben auch die großen Ketten erkannt. Was früher nur im kleinen Laden nebenan möglich war, wird heute als breite Palette biologisch angebauter und heimischer Produkte angeboten. Das ist gut, denn diese Ware hat einen kürzeren Weg zum Verbraucher und muss dadurch weniger haltbar gemacht werden. Zudem fördert man ortsansässige Bauern und ortsnahe Strukturen, was wiederum ökologische Vorteile hat: weniger Kilometer, weniger Kraftstoff, weniger Pestizide, weniger Konservierungsmittel. Daneben entstehen auch immer mehr Verbrauchervereine oder Projekte, die Kunden und Landwirte direkt zusammenbringen, um die Lebensmittel ohne große Umschweife auf den Teller zu bringen. Das schafft für die Betriebe zusätzliche Arbeit und Einkommen und für den Kunden die Möglichkeit, regionale Bio-Produkte frisch und günstig vom Erzeuger zu beziehen. Ganz nebenbei kommt man noch ins Grüne und entdeckt die Vielfalt der eigenen Region.

Vielfalt der eigenen Region

Und: Hinter all dem steht auch ein neues Verständnis, das die Zeit der besinnungslosen Völlerei, die mit einem Magenbitter wieder gerade gerückt wird, ablöst. Nämlich, dass Lebensmittel kostbar sind, und zwar nicht nur, weil sie uns konkret etwas kosten, sondern auch weil zu der Erzeugung jedes Lebensmittels natürliche Ressourcen benötigt werden, die nur begrenzt zur Verfügung stehen. Allein die Landwirtschaft verschlingt riesige Mengen an Energie, Wasser, Dünger oder Pestiziden. Umso unverständlicher erscheint es, dass genau hier ein Großteil der Lebensmittelabfälle entsteht, nämlich direkt bei der Erzeugung. Knollige Kartoffeln, sich umarmende Möhrchen mit drei Beinen oder überdimensionale Zucchini. Kurz: Alles was nicht der Norm entspricht, wird im großen Stil aussortiert und entsorgt und damit direkt zu Abfall. Gut, dass eben nicht alle Verbraucher und Anbieter intuitiv gesunde Ware hinter einer formschönen Frucht wähnen und tolle Konzepte aufstellen, um die durchs Norm-Raster gefallene Ware in unsere Küchen zu bringen und uns die Entscheidung zwischen Teller und Kompost selbst wählen lassen.

Für welche Variante man sich auch entscheidet, beim guten Essen geht es um Geschmack. Und damit um Glück und Gesundheit. Nirgendwo bekommen wir das leichter hin, als auf dem eigenen Teller.

Für den Raum Köln und NRW
www.oekolandbau-nrw.de

Gemüse selbst anbauen und ernten
www.apfelpatenschaft.de
www.facebook.com/Urban.Gardening.in.Koeln
www.gartenglueck.info

Direkt vom Landwirt beziehen
www.einkaufen-auf-dem-bauernhof.com
www.bauerntuete.de

  • Text: Verena Andric
  • Foto: Solidarische Landwirtschaft