Auf der Suche nach dem Guten Konsum
Mal eben um die Ecke ’ne Milch holen und Schuhe bräuchte ich auch noch, da hab ich doch neulich welche im Schaufenster gesehen. Oder ich bestell’s einfach online. So oder so ähnlich laufen Kaufentscheidungen wohl oft ab – schnell soll’s gehen, bequem, günstig soll’s sein.
Am Ende steht dann oft die Enttäuschung – die Schuhe riechen und die Farbe reibt ab und abends in den Nachrichten machen die Berichte über die Zustände in der Massentierhaltung, der Enge in den Produktionsstätten in Bangladesh oder bei den Zulieferbedingungen in Deutschland ein schlechtes Gewissen.

Geht das auch anders? Kann man so konsumieren, dass man nicht nur nichts bereut, sondern wirklich genießt und vielleicht auch die Welt ein bisschen besser macht?
Was ist „Strategischer Konsum“? Es gibt eine wachsende Gruppe von Konsumenten, die es zumindest versuchen. Die nicht dort kaufen, wo es grad an billigsten, bequemsten und buntesten ist – sondern die mehr über die Hintergründe der Produkte, Marken und Unternehmen wissen wollen, denen sie ihr Geld geben. Unter Marketing-Experten hat sich der englische Begriff „Lifestyle of Health and Sustainability“, kurz ‚LOHAS’, eingespielt.
Die deutsche Plattform utopia.de hat den Begriff „strategischer Konsum“ geprägt. Das alltägliche Geld-Ausgeben wird hier zur „Strategie“, um die Welt, und vielleicht auch das eigene Leben, zu verbessern.
Beispiele gefällig? Wer seine Schuhe beim Schuster um die Ecke reparieren lässt, spart nicht nur Geld, sondern schont auch die Umwelt. Und bekommt vielleicht ein Schwätzchen und Neuigkeiten zur Nachbarschaft kostenlos dazu. Und einen sicheren Ort, an dem man die Haustürschlüssel oder anderes hinterlegen kann.
Wer auf Flaschenwasser verzichtet und aus dem Hahn trinkt, schont nicht nur die Umwelt und spart Geld, sondern spart sich auch viel Geschleppe von schweren Wassergebinden. Wer Beutel zum Einkaufen mitnimmt, muss nachher weniger Müll runterbringen. Und Jutebeutel reißen auch nicht mitten auf dem Zebrastreifen.
Gewohnheiten ändern! Wenn das so einfach ist, warum ändern dann nicht mehr Menschen ihr Verhalten? Zum einen müssen oft tief eingeschliffene Gewohnheiten geändert werden. Wer Rad statt Auto fährt, spart sich zwar vielleicht das Fitness-Studio, aber muss trotzdem morgens ein paar Minuten früher raus. Wer weniger Fleisch essen will, muss neue, vegetarische Rezepte lernen, und so weiter.
JUTEBEUTEL REISSEN AUCH NICHTMITTEN AUF DEM ZEBRASTREIFEN
Zum anderen lassen sich Alternativen für nachhaltigen, strategischen Konsum oft gar nicht so einfach finden. Denn große, etablierte Unternehmen geben viel Geld für Werbung aus und haben oft Läden in prominenten Einkaufspassagen. Kleinen Nachhaltigkeits-Pionieren dagegen fehlt hierfür das Geld. Sie sind angewiesen auf Mundpropaganda von begeisterten Kunden – oder auf Menschen, die gezielt nach Alternativen suchen.
Um solchen „strategischen Konsumenten“ zu helfen, hat die ehemalige Werberin Claudia Langer schon 2006 die Internet-Plattform utopia.de gegründet. Hier vernetzen sich mittlerweile knapp 70.000 Gleichgesinnte und tauschen Tipps und Hinweise, vom Energiesparen bis zu neuen öko-faire Modelabels, in verschiedenen Online-Foren aus.
Um die Tipps auch für Neueinsteiger zugänglich zu machen, gibt utopia.de auch eigene Publikationen heraus – zu verschiedenen Produkten oder, gefördert von der DBU, auch zu Städten. Hier werden die lokalen Anlaufstellen gelistet und bequem nach Stadtvierteln sortiert.
Strategischer Konsum in Ehrenfeld?
Letztes Jahr war Köln an der Reihe – als Printbroschüre und interaktive Online-Karte unter www.utopiacity.de/koeln. In der bunt und ansprechend gestalteten Broschüre finden sich Adressen insbesondere von kleineren Unternehmen. 40.000 Exemplare hat utopia.de in Köln verteilt.
Ehrenfeld hat im utopia City Guide gleich vier Seiten – so viele wie die Innenstadt und mehr als alle anderen Stadtteile! Und auch, wer sein Viertel meint zu kennen, wird hier Neues entdecken – neben dem Brunch im Café Sehnsucht oder dem leckeren bio-fairen Kaffee im Van Dyck auf der Körnerstraße gibt es auch Biomöbel Genske oder innovative Fahrradläden und Solar-Startups im Viertel.
Besonders lohnt sich auch ein Besuch auf der Internetseite des city guides – unter www.utopiacity.de/koeln. Hier finden sich auch neuere Läden – und auch bei manchem Alt-Eingesessen hat sich die Adresse geändert. Und auch wer selber einen Einkaufs-Tipp zum „strategischen Konsum“ hat oder vielleicht sogar einen eigenen Laden betreibt, kann hier seine Tipps inserieren und mit anderen diskutieren.
Wir wünschen gutes Stöbern!