Wir ernten, was wir säen
Chris Klöckner im Interview
Nach dem so gut bekannten Motto betreibt Chris seinen Schrebergarten gleich in zweierlei Hinsicht. Mitten im schönen Takufeld hegt und pflegt der 44-Jährige sein eigenes Obst und Gemüse, das vorher sorgsam und ganz nach dem eigenen Geschmack gemeinsam mit Ehefrau Corinna und Tochter Jana ausgesucht wurde.

So gibt es bei der Familie nicht nur das ganze Jahr über Frisches und Gesundes aus dem eigenen Anbau auf den Teller, Jana lernt nebenbei auch noch etwas Wesentliches. Denn gern möchte Chris seiner Tochter eines mit auf den Weg geben: Indem Jana nach Lust und Laune in der Erde buddelt und ihre selbst gepflanzten Erdbeeren und Möhren erntet, soll auch ihr Verständnis für Lebensmittel – und mit ihm die Wertschätzung der Natur – wachsen. Wir wollten genauer wissen, wie es bei den Dreien im Grünen aussieht.
Viele verbinden mit einem Schrebergarten gleich das Klischee vom Gartenzwerg. Zu Recht?
Natürlich gibt es dort auch eine ältere Fraktion, die wahrscheinlich vor 20 Jahren oder noch früher in ihren Schrebergarten eingezogen ist, vielleicht auch mit dem ein oder anderen Gartenzwerg. Bei uns gibt es den nicht. Dafür haben wir aber ein typisches kleines Gartenhäuschen, einen Schuppen zum Unterstellen der Gartengeräte und sehr viel Rasenfläche, auf der Jana spielen und sich austoben kann. Für sie haben wir dort extra ein Trampolin hingestellt. Das war zunächst allerdings gar nicht möglich. Denn: Jeder Schrebergarten hat ja schon seine Vorgeschichte. In unserem hatten die ehemaligen Besitzer zum Beispiel ein paar Bäume gesetzt. Für uns war das etwas zu dunkel. Darum haben wir die größeren Bäume und das Spalierobst erst einmal entfernt, um dann zu gucken, was wir selbst pflanzen können.
Und was wächst nun dort?
Da wir den Schrebergarten erst im letzten Juni bekommen haben, war es leider schon etwas zu spät, um direkt mit viel Gemüse und Co. zu starten. Wir haben es noch geschafft, Tomaten, Möhren, Bohnen, Kräuter und auch Rucola zu pflanzen. Mit dem wir übrigens großes Glück hatten, denn der hielt sich bis in den Januar. Ansonsten haben wir auch Jana anfangs direkt gefragt, woran sie vielleicht Interesse hätte. Da lagen Erdbeeren natürlich ganz hoch im Kurs. Auch Johannisbeeren, Heidelbeeren und Brombeeren fand sie super. Alles andere klang noch nicht so verlockend für sie, das lag aber sicher am grauen und kalten Winter. Wenn die Sonne scheint, dann sieht das Ganze sicher anders aus. Im letzten Jahr hat sie schon fleißig beim Setzen ihrer Erdbeerpflänzchen mitgeholfen.
Wir wollten mehr Zeit im Grünen verbringen.
Verarbeitet Ihr all Euer Obst und Gemüse denn auch in der eigenen Küche?
Natürlich! So gut wie es geht. Wir drei kochen auch alle sehr oft zusammen. Alles können wir aber gar nicht aufessen. Wenn dann in Zukunft auch noch unsere Johannisbeeren, Erdbeeren und irgendwann die Kirschen dazukommen, bleibt sicher einiges an Überschuss. Das möchten wir dann z.B. in Form von Marmelade verwerten. Momentan leben wir aber noch von den Konfitüren unserer Eltern (Chris lacht).

Das hört sich ja fast so an, als müsstet Ihr nur selten in den Supermarkt.
Wir schauen schon, wie weit wir mit unseren eigenen Kartoffeln, Möhren und Äpfeln kommen. Aus dem Garten meiner Eltern konnte ich schon mal Äpfel bis in den Februar hinein halten. Aber mit allem geht das natürlich nicht, und es geht auch für uns in den Supermarkt. Wir sind uns aber schon darüber im Klaren, was man mit seinem Verhalten für einen CO₂ Footprint hinterlassen kann.
Wie versucht Ihr, Euren Footprint möglichst klein zu halten?
Wir greifen in der Regel auf regionale Produkte zurück, im Idealfall auch noch bio. Und wir essen nicht mehr Fleisch als nötig. Wenn doch, dann eben nur aus dem Bioladen und noch häufiger über Freunde, die ihren eigenen Bauernhof haben. Der ist zwar nicht biozertifiziert, aber wir wissen, dass die Tiere nicht mit Genmais oder Sonstigem zugefüttert werden. Ansonsten denke ich aber, dass man es nicht soweit treiben muss, den ganzen Winter auf Früchte zu verzichten, die hier nicht wachsen – zum Beispiel Bananen. Und wenn mich im Winter mal die Lust auf Tomaten packt, dann mach ich vielleicht auch mal eine Ausnahme. Das hält sich dann aber in Grenzen, denn wir versuchen, so nachhaltig wie möglich zu sein.
Eine gelungene Abwechslung zu meinem abstrakten Job vor dem Computer.
Wie äußert sich das bei Eurem eigenen Anbau?
Den Löwenanteil des Wassers gewinnen wir durch den Regen, der von der Hütte abläuft. Wir haben Fässer aufgestellt, die 1.500 Liter Wasser speichern können, und ich bin schon sehr gespannt, wie weit wir damit kommen werden. Im Sommer wird der Vorrat wohl aber nicht immer reichen.

Ansonsten sind wir bislang zum Glück ohne Kunstdünger ausgekommen und nutzen stattdessen unseren Kompost. Das sind sowohl Gras- und Pflanzenreste, die übrig bleiben als auch Küchenabfälle. Letztendlich legen wir legen es ja auch nicht auf Hochleistung an. Und mit der Zeit bekommen wir vielleicht auch noch andere Ideen.
Ist das Euer erster Schrebergarten?
Ja, darüber nachgedacht haben wir zwar schon als wir noch in der Innenstadt gewohnt haben, dort war es aber sehr schwer, an einen Schrebergarten heranzukommen. Auch jetzt haben wir uns früh beworben und mussten lange warten, bis wir im letzten Jahr endlich einen Platz bekommen haben.
Wie kam Euch überhaupt die Idee dazu?
Wir wollten mehr Zeit im Grünen verbringen. Und wir bauen einfach gern unsere eigenen Nahrungsmittel an. Zum einen weil es uns Spaß macht, zum anderen ist es ja auch eine sehr gesunde Variante, wenn man sein Obst und Gemüse nicht irgendwo einkauft. Wir wissen, was letztendlich auf unserem Teller landet und können es so auch besser genießen. Außerdem können wir im eigenen Garten natürlich auch super entspannen. Das ist eine gelungene Abwechslung zu meinem abstrakten Job vor dem Computer. So kann ich etwas wirklich Produktives machen, etwas mit einem fühlbaren Ergebnis. Ich kann in der Erde graben und im Glücksfall schließlich auch ein Resultat erzielen. „Back to the roots“ sozusagen.
Für ein Kind ist das natürlich sehr aufregend zu sehen, wie genau das Gemüse wächst ...
Heißt das, Du hast bereits Erfahrungen?
Ja. Als Kind war ich in den Ferien häufiger bei meinen Großeltern auf dem Bauernhof. Dort hatten wir einen kleinen Gemüseanbau, und ich habe das ein oder andere Mal schon Spargel gestochen.

Für ein Kind ist das natürlich sehr aufregend zu sehen, wie genau das Gemüse wächst, bis man es dann selbst ernten kann. Das hat mir ein gutes Verständnis für die Natur gegeben. Ein Gespür dafür, was wann wächst und wie ich es pflegen muss, damit es rein wird. Ich habe gelernt, dass man auch ein bisschen dafür tun muss, man dafür aber am Ende die Belohnung in der Hand halten kann. Ich hoffe, dass ich auch Jana davon ein wenig mit auf den Weg geben kann.
Also ist es absolutes Neuland für sie?
Bislang schon – abgesehen von den Tomaten, die wir auf unserem Balkon gezüchtet haben. (Chris lacht) Jana ist ja in der Stadt aufgewachsen: Wenn man hier den Kindern ein wenig von der Natur mitgeben möchte, dann kann man zwar am Wochenende zum Wandern oder Spazierengehen in den Wald fahren, ansonsten wird es aber ein wenig schwierig mit der Praxis.
Wieso seid Ihr dann nicht gleich auf's Land gezogen?
Meine Frau und ich lieben das Stadtleben. Auf Konzerte oder nett etwas essen gehen zu können, das Schwimmbad und die Sauna direkt um die Ecke zu haben.Ein weiterer wichtiger Punkt ist für mich der kurze Weg zur Arbeit. Und außerdem: Die Vorstellung, dass man auf dem Land auch automatisch viel Platz für einen Garten hat, ist ja leider auch nicht immer begründet. Ich habe eine Zeit lang in Horrem gewohnt und hatte dort auch keinen Garten. Hier bin ich ins Leben eingebunden und kann nach der Arbeit kurz in meinem Schrebergarten vorbeigehen, beim Joggen mal reinschauen und vielleicht noch etwas gießen oder ein Netz abspannen. Ein Schrebergarten ist da wirklich eine tolle Lösung für uns alle.
... durch das Säen, Pflegen, Ernten und schließlich auch das Essen, weiß man den Wert der Dinge viel mehr zu schätzen.
Die zusätzlich auch noch einen lehrreichen Charakter hat …
Ganz genau. Ich denke durch das Säen, Pflegen, Ernten und schließlich auch das Essen, weiß man den Wert der Dinge viel mehr zu schätzen. Es ist einfach ein schönes Gefühl, Energie, Arbeit, Mühe und vor allem auch Liebe in etwas hineinzustecken, und dann am Ende auch etwas dafür zu bekommen. Das ist wirklich eine tolle Sache. Man kann mit Lokalanbau für sich und seine Freunde leider keine Hochleistungslandwirtschaft aufrechterhalten, es ist aber in jedem Fall eine gute Sache für sich selbst als Konsument.

Wir bedanken uns bei Chris für das nette Gespräch und freuen uns jetzt schon auf den Sommer und die Erdbeeren der nächsten Saison.