Ganzheitliches (Land-)Wirtschaften
Mit Permakultur aus eigener Kraft zur Unabhängigkeit
Hunger, Arbeitslosigkeit, Energieknappheit – und an der Spitze des Landes seit Jahrzehnten ein Despot: Robert Mugabe. Simbabwe ist nicht gerade bekannt für Erfolgsgeschichten. Und dennoch sticht eine kleine Gemeinde aus dem südafrikanischen Land hervor: Chikukwa.

Chikukwa liegt im Osten Simbabwes, an der Grenze zu Mosambik. Es besteht aus einer Ansammlung mehrerer Dörfer. Wer Chikukwa besucht, wird mit einem Mal aller Vorurteile über Simbabwe beraubt. Chikukwa ist ein hügeliges, grünes, landwirtschaftlich gepflegtes Gebiet; von Ressourcenknappheit und politischen Unruhen keine Spur. Soziales Miteinander statt Gegeneinander. Das war nicht immer so.
Ende der 1980er Jahre standen Chikukwas Bewohner vor dem Aus. Abholzung, heftige Regenfälle und Überweidung führten zu weitflächiger Bodenerosion. Hänge drohten abzurutschen, Wasserquellen versiegten.
Chikukwas Einwohner hatten täglich mit den Folgen einseitigen Wirtschaftens zu kämpfen; deren Ursache aber kannten sie nicht. Wald und Wasserkreislauf brachte dort niemand in Zusammenhang. Hilfe kam mit John Wilson und Elias Miambo, zwei Permakultur-Spezialisten. Wilson und Miambo lehrten in einem Projekt einer Reihe von Bäuerinnen und Bauern, die Hänge wieder aufzuforsten. Rund zwei Jahre später speicherte die Erde Wasser, Quellen sprudelten wieder. Inzwischen sind die Hänge terrassiert, jede Farm hat eine eigene Wasserleitung und fast alle 1.000 Familien betreiben heute Permakultur: Sie bauen Lebensmittel an, ernähren sich gesund, können ihre Kinder zur Schule schicken, halten ihre Umgebung sauber und schmücken ihr Zuhause als Zeichen von Zufriedenheit und Wohlbefinden.
permanent agriculture*
Das Permakultur-Konzept zielt ab auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden, nachhaltigen, naturnahen Kreisläufen (permanent agriculture). Ursprünglich für die Landwirtschaft entwickelt, ist Permakultur inzwischen ein Denk-Prinzip, das auch die Bereiche Energieversorgung, Landschaftsplanung und die Gestaltung sozialer Infrastrukturen umfasst. Der Zugang zu Bildung gehört genauso dazu wie das Ziel, landwirtschaftliche Erträge langfristig in ausreichender Höhe sicherzustellen und dabei den Energieverbrauch zu minimieren. Konkret bedeutet das: Durch den dauerhaften Bewuchs mit mehrjährigen Pflanzen halten die Menschen in Chikukwa die Grundlage der Landwirtschaft, den Boden, langfristig funktionsfähig. Sie verwenden Kompost als Dünger, das Wasser kommt aus der Regentonne am Haus. Schaut man genau hin, erkennt man das Prinzip der Zonierung: Pflanzen und Tiere, die am meisten Aufmerksamkeit und Pflege benötigen, sind nah am Haus angesiedelt, weniger arbeitsintensive Kulturen sind dagegen etwas weiter weg. In den Obstgärten hängen Bananen, Mangos, Papayas oder Avocados.
Das Beispiel Chikukwa zeigt, Permakultur ist zukunftsweisend, wenn es um die Möglichkeiten geht, eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen und für die eigenen Bedürfnisse einzustehen. Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung von Permakultur in Chikukwa war sicherlich, dass sich die Bewohner von Beginn an selbst als Träger und Betreiber des Projektes verstanden haben. Durch den frühen Erfolg wurde die gesamte Gemeinde mobilisiert, aus eigener Kraft zu lernen und Veränderungen herbeizuführen. Die Bäuerinnen und Bauern wurden selbst zu Permakultur-Spezialisten, die als Multiplikatoren ihr Wissen weitergaben und immer noch weitergeben.
1996 wurde das erste Permakultur-Zentrum, CELUCT (Chikukwa Ecological Land-Use Community Trust), errichtet. In dem Zentrum, zum dem auch ein Kindergarten gehört, findet bis heute die Basisausbildung für Permakultur statt. Die Kinder lernen, dass es möglich ist, sich und seine Familie auf wenig Land selbst zu versorgen. Diese konsequente Grundbedarfsstrategie bedeutet einen hohen Grad an Nahrungsmittelsicherheit.
Das permakulturelle Leben in Chikukwa hat die Verarmung der Böden durch Erosion eingedämmt und die biologische Vielfalt verbessert. Zudem wurde durch Bildung die Stellung von Frauen und Mädchen gestärkt. Und während im restlichen Simbabwe immer noch die Depression grassiert, herrscht in Chikukwa das Vertrauen auf die Zukunft.
Der Australier Bill Mollison entwickelte das Permakultur-Konzept in den 1970er Jahren als nachhaltigen Gegenentwurf zum industriellen Agrarsystem. Dabei nahm er Anleihen am in Europa schon bekannten Biolandbau.
↘ thechikukwaproject.com
↘ permakultur-akademie.de
↘ permakultur-institut.de