Akteure

Akteure in Ehrenfeld

Regionale, bio-faire Landwirtschaft: Möhren aus Israel, Paprika aus Spanien und Äpfel aus Costa Rica – so sieht’s im Einkaufwagen aus, wenn man in einer großen Supermarktkette einkauft.

Doch das bringt Probleme mit sich: Hohe CO2-Emissionen, die beim Transport in die Luft geblasen werden, sowie enormer Pestizid- und Düngereinsatz, der bei der Erzeugung EU-konformer Lebensmittel entsteht, sind eine Belastung für die Umwelt. Geringe Erlöse für Erzeuger, Niedrigstlöhne für Arbeiter oder die Landenteignung durch Multikonzerne – das sind weitere Negativfolgen der globalen Lebensmittelindustrie. Wollen wir das mit unserem Einkauf ernsthaft unterstützen?
Es gibt Alternativen! Direkt vor unserer Haustür: Herman Blech Handmade Delicatessen verarbeitet Obst und Gemüse aus Köln zu leckerem Eingemachten. Bei der Foodcoop Ehrenfeld kauft man in einer netten Gemeinschaft regionale Lebensmittel. Der Smoothie- und Suppenladen Grüne Liebe Ehrenfeld rettet krummes Obst und Gemüse vor der Tonne. Foodsharing stationär funktioniert nach dem bewährten Prinzip des Teilens, aber mit Ladenlokal als Umschlagplatz und FIAN unterstützt Menschen, die für ihr Recht auf Nahrung kämpfen müssen.

Foodcoop Ehrenfeld

Wir können auch ANDERS! Für eine regionale und selbstverwaltete Ernährung in Ehrenfeld.

— Kollektive Stimme der Foodcoop

In der Lebensmittelproduktion läuft ökonomisch und ökologisch einiges schief: Dumpingpreise für Erzeuger, niedrige Löhne, Massentierhaltung und Pestizideinsatz. Das muss anders gehen – dachten sich vor zwei Jahren die Initiatoren einer Verbrauchergemeinschaft und gründeten die selbstverwaltete Foodcoop Köln-Ehrenfeld. Seitdem haben sich etwa 30 Haushalte, darunter Familien, Singles und WGs, der Idee angeschlossen. Gemeinsam regional einkaufen und die ökologische Landwirtschaft unterstützen, das ist ihr Ziel. Alle zwei Wochen bestellen sie über eine Online-Plattform bei einem regionalen Bio-Großhändler, der dann in ein Ladenlokal in der Stammstraße liefert. Ab Ende Mai gibt es außerdem ein Gemüseabo direkt vom Demeter Hof Hellmesse in Stommeln. Wer mitmachen möchte, findet Infos unter: www.foodcoop-koeln.de

FIAN Deutschland e.V.

Es gibt nicht zu wenig Nahrung – sie ist nur falsch verteilt!

— Ute Hausmann // Geschäftsführerin von FIAN Deutschland

Rein rechnerisch hätte jeder heute lebende Mensch 30 Prozent mehr Nahrung auf dem Teller als noch vor 50 Jahren. Dort kommt sie aber nicht an, da die Felder immer häufiger für die Treibstofferzeugung genutzt werden anstatt für den Lebensmittelanbau. Oder weil das, was angebaut wird Tieren wiederum als Futtermittel dient. Weltweit werden rund eine Milliarde Menschen durch politische, soziale und wirtschaftliche Hemmnisse oder ungerechte Strukturen im nationalen und internationalen Handel daran gehindert, ihr Menschenrecht auf Nahrung durchzusetzen. FIAN unterstützt Menschen, deren Recht auf Nahrung verletzt wird mit Protestbriefaktionen, mit Fall- und Recherchearbeit vor Ort und Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit. Auch in Köln gibt es eine FIAN-Gruppe: www.fian.de

Foodsharing e.V.

DAS IST VIEL ZU GUT, UM WEGGEWORFEN ZU WERDEN …

— Nicole Klaski // Geschäftsführerin, Valentin Thurn // Vorsitzender, Ines Rainer // Stellvertr. Vorsitzende

Die Hälfte aller Lebensmittel landet im Müll. Manchmal sind sie nicht frisch genug oder haben lediglich das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht. Um auf diese Verschwendung aufmerksam zu machen und um etwas dagegen zu tun, wurde 2012 der Verein Foodsharing e.V. gegründet. Daraus ist mittlerweile eine bundesweite Bewegung geworden. Rund 5.000 ehrenamtliche Foodsharer gibt es in Deutschland, 250 sind es allein in Köln. Hier konnten die Helfer bisher 245.324 kg Lebensmittel vor der Mülltonne retten. Eine unvorstellbare Menge! Und so funktioniert's:
Foodsharer klappern Märkte, Geschäfte, Cafés und Betriebe ab und sammeln übrig gebliebene oder nicht mehr verkäufliche Ware ein, um sie bei sogenannten Fair-Teilern zu verschenken. Im Veedel gibt es zwei dieser öffentlich zugänglichen und zentralen Abholstellen: das Allerweltshaus und Jack in the Box. Hier warten Orangen und Salat, Gurken und Bananen auf dankbare Abnehmer. Kommt doch mal vorbei und nehmt verwaistes Gemüse auf! www.foodsharing.de

Herman Blech – Handmade Delicatessen

VON KOCH- UND EINMACH-SESSIONS IM FREUNDESKREIS ZUM EIGENEN LABEL FÜR HAND- UND HAUSGEMACHTES.

— Ute Blechschmidt und Torsten Hermanowski // Initiatoren

Früchte aus dem Obstgarten, selbst gesammelt im Stadtwald oder um die Ecke – das Ehrenfelder Label HERMAN BLECH entscheidet sich seit seiner Entstehung im Jahr 2012 ausschließlich für gute und frische Zutaten, die gerade saisonal zur Verfügung stehen. Sie ernten die Früchte, die anderenfalls als Fallobst ungenutzt auf dem Kompost geendet wären. Gartenbesitzer laden sie dafür gerne zu sich ein, damit aus ihren Erzeugnissen noch Schmackhaftes hergestellt wird. Ein großes Faible für ehrliche Hausmannskost und Produkte, die vielerorts vom Aussterben bedroht sind, lässt sich am Angebot ablesen: Es entstehen regionale und saisonale Köstlichkeiten nach
eigenen – teils mündlich überlieferten (!) – Rezepten.
In das limitierte Pfandglas kommt eigens Handverlesenes, das selber in der regionalen Natur gesammelt und auf kurzen Wegen frisch zubereitet wurde: zu Chutneys, Marmeladen oder Gelees. Mit größtmöglicher Sorgfalt wird etwas hergestellt, bei dem garantiert das drin ist, was draußen drauf steht. www.hermanblech.de

Grüne Liebe Ehrenfeld – Säfte, Suppen & Smoothies

DIESER LADEN NIMMT ES DEM GEMÜSE NICHT KRUMM, WENN ES NICHT DER NORM ENTSPRICHT.

— Sascha Gröhl und Simon Stäblein // Inhaber

Eine Kartoffel in Herzform, ein schrumpeliger Kürbis oder Gurken mit Knick: Die inneren Werte zählen! Obst und Gemüse, das nicht der Norm entspricht, wird im Supermarkt nicht angeboten – aus logistischen, normierungs- oder firmenpolitischen Gründen. So landet alles, was nicht perfekt ins Schema passt, in der Tonne.
Die seit Anfang des Jahres eröffnete Smoothie-bar Grüne Liebe hat ein Herz für ausgestoßene Nahrungsmittel, denn die Inhaber Sascha und Simon wollten diese Verschwendung nicht akzeptieren. Sie stellten früh fest: Es schmeckt kein Mensch, ob das Obst formschön gewachsen ist, oder ob das Gemüse gerade war!
Sascha und Simon kooperieren mit Bauern und Händlern aus der Umgebung, die sich freuen, dass ihre Erzeugnisse nicht wegen mangelnder optischer Perfektion im Müll landen. Die Retter der zu krummen, zu kleinen oder zu großen Sorten schnibbeln, mixen, hacken und pürieren nun täglich in ihrem Laden in Ehrenfeld, bis gleichermaßen leckere und gesunde Suppen, Smoothies und Säfte entstehen. www.facebook.com/grueneliebeehrenfeld

  • Text: Saskia Hintz
  • Illustration: Katharina Olma