Lokal

Raum für Projekte und Träume

Im WandelWerk lassen sich Zukunftsvisionen erleben

Abstand halten war in diesem Jahr eines der großen coronabedingten Gebote. 1,50 Meter wirkt im WandelWerk verschwindend gering – angesichts von über 4.800 Quadratmetern Fläche, die hier zur Verfügung stehen! Dennoch ist Kölns Pop Up Transformationszentrum ein Ort der Gemeinschaft: Das Kernteam setzt sich zusammen aus 60 Aktiven, die hier regelmäßig helfen und arbeiten – von Studierenden über Menschen in Kurzarbeit, Kunstschaffenden und Geflüchteten bis hin zu Expert*innen aus dem Bereich Sozialökologie und Ehrenamtlichen.

Gemeinsam etwas Gutes bewegen.

Jan Pehoviak und Verena Hermelingmeier gehören zum Kernteam

Doch auch für alle anderen steht das WandelWerk jederzeit offen: „Wir sind divers, vielfältig und offen für andere Kulturen“, sagt Jan Pehoviak, einer der drei Gründer*innen. Er war es auch, der im Juli dieses Jahres zufällig erfahren hatte, dass das ehemalige Autohaus in Neuehrenfeld ausziehen würde und der einfach mal nachfragte, was mit dem leeren Gebäude passiert. Danach ging es schnell: Eine Crowdfunding-Kampagne wurde gestartet und im August 2020 erfolgreich beendet. Der Kölner Verein KLuG mietete die Räumlichkeiten an und in kurzer Zeit entstanden aus viel Leidenschaft, Second-Hand-Möbeln und handwerklichem Geschick die ersten Coworking-Arbeitsplätze, ein Café, ein Gewächshaus und eine Kreativwerkstatt.

Im WandelWerk wird viel ausprobiert, an Projekten, Ideen und Produkten gefeilt, um hier eine soziale und nachhaltige Gesellschaft zu etablieren. „Am Anfang waren wir uns nicht sicher, wie die Anwohnenden darauf reagieren“, meint Tina Damm, verantwortlich für die Pressearbeit. Doch gerade aus der Nachbarschaft, aber auch aus anderen Kölner Veedeln, kommen zahlreiche Impulse – ein solches Angebot wie das WandelWerk hatte man hier offenbar vermisst.

Anstatt Neuwagen fahren hier Fahrräder auf ausgebreiteten Teppichen, um zu zeigen, wie alternative Mobilität künftig funktionieren kann. Im Grünhaus wachsen Microgreens und im Keller werden Speisepilze gezüchtet. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft düngt man diese mit Kaffeesatz aus den umliegenden Cafés. Engagierte bieten Computerkurse für Geflüchtete an und die Plaudernummer wurde eingerichtet – eine Telefonsprechstunde für Menschen, die in Zeiten von Corona wenig soziale Kontakte haben. „Das alles ist durch den WandelWerk-Spirit entstanden“, berichtet Tina. „Wir merken, wie glücklich uns das alles macht.“ Diese Energie spürt man: „Viele glauben daran, dass sie gemeinsam etwas Gutes bewegen können“, so die Pressesprecherin.

„Wir hoffen, dass mit dem WandelWerk ein Ort geschaffen wird, an dem sich durch eine Gemeinschaft Projekte, Individuen und Wünsche verwirklichen“, ergänzt Jan. Menschen, die schon aktiv sind, haben hier das Glück, gemeinsam einen Raum für soziale und ökologische Zwecke nutzen zu können. Gleichzeitig ist es ein Ort, an dem „Menschen motiviert und inspiriert werden.“

Die grundlegende Motivation ist die gemeinsame Auffassung, dass eine gerechtere, sozialere und schönere Welt möglich ist. „Es geht darum zu versuchen, etwas nach außen zu tragen, was schon existent ist. Ich weiß, dass sich viele Menschen mit Klima-Themen beschäftigen. Durch die breite Glasfront schaffen wir eine Transparenz und können diese Themen nach außen tragen, um mehr Leute zu erreichen, die sich damit identifizieren“, erklärt Jan. Dazu passen auch die Untermieter im WandelWerk: Neben AGORA Köln, Critical Mass, Fridays for Future, hat auch das BüzE eine Außenstelle.

Die Vision, einen Beitrag an der gesellschaftlichen Transformation leisten zu können, wollen die Aktiven im WandelWerk auch nach Auslaufen des Mietvertrags im Jahr 2021 weiterverfolgen: Es gibt schon eine Projektgruppe, die aus dem gesamten Know-How des letzten Jahres ein nächstes WandelWerk aufbauen will – wo, ist noch unklar. „Für uns ist es wichtig, eine Wirksamkeit zu spüren, Zugang zum Machen zu gewährleisten und Erfolge zu erleben“, so Jan.

Es bleibt der Wunsch, dass die zukunftsweisenden Modelle und Projekte aus dem WandelWerk auch über 2021 hinaus eine Zukunft haben.

  • Text: Johanna Willimsky